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Klassik-Blog 1

Sadest music ever

Samuel Barber (1910 - 1981)

Adagio for Strings

komponiert 1938, Uraufführung: 5. November 1938 unter Arturo Toscanini mit dem NBC Symphony Orchestra in New York


Das bekannteste Stück des US-amerikanischen Komponisten wurde 2004 von den Hörer*innen der BBC zum traurigsten klassischen Stück gewählt. Ergreifend wäre eventuell das passendere Attribut; tatsächlich wird in der Weltgeschichte häufig auf Samuel Barbers Streicher-Lamento zurückgegriffen, wenn zu Traueranlässen die passende musikalische Untermalung gesucht wird. Beispiele gefällig? Auf den Beerdigungen von John F. Kennedy, Grace Kelly oder Albert Einstein. Ausserdem wurde das Werk auf vielen Radiostationen zum Gedenken an die Opfer von 9/11 gespielt. Und als der Zweite Weltkrieg ausbrach, wurde es als inoffizielle Hymne zum Gedächtnis an den in der Schlacht gefallenen Soldaten in der ganzen Welt bekannt.

Auch aus zahlreichen Filmen könnte das Stück in Ihre Ohren gelangt sein: Besonders in Platoon wird die Musik immer wieder eingespielt. Aber auch in Der Elefantenmensch, Die fabelhafte Welt der Amélie oder in Sophie Scholl - die letzten Tage ist es zu hören.

 

Was macht Barbers Adagio denn so besonders? Es entsteht kein Drang, der Trauer ausweichen, sie schraubt sich in wellenförmigen Crescendi immer wieder nach oben und sinkt dann langsam wieder zurück. Es gibt keine Kontraste, keine Gegenthemen, die Trauer wird unmittelbar in Klang umgewandelt, die Musik bleibt ständig im Fluss. Der Schluss ist offen, sodass man betroffen zurückbleibt und das Stück am liebsten gleich nochmals hören will.

 

Wenn man sich also wieder mal so richtig ausweinen will oder sich in Selbstmitleid suhlen möchte, dann kann man mit Barbers Stück, das ursprünglich der langsame Satz für sein erstes Streichquartett war, keinen Fehlgriff machen.

Aber auch sonst ist es wunderschön anzuhören.


Samuel Barber hielt konsequent an den spätromantischen Ausdrucksformen fest, während Kollegen wie John Cage sich der Avantgarde zuwandten.

Musik war in seiner Familie allgegenwärtig, vor allem sein Onkel Sidney Homer, der selber Lieder komponierte, wurde zu einer wichtigen Bezugsperson. Mit 14 besuchte er das Curtis Institute in Philadelphia, wo er in Gesang, Klavier und Komposition unterwiesen wurde. Dort traf er auch seinen zukünftigen Lebenspartner Gian Carlo Menotti.

Bei Fritz Reiner und George Szell studierte er Dirigieren und leitete selber zahlreiche Konzerte. Durch diese Erfahrungen wurde das Lied und die Orchestermusik zu seinen wichtigsten kompositorischen Säulen.

Durch die landesweite Radioausstrahlung der Uraufführung seines "Adagio for Strings" erhielt er internationale Anerkennung. Seine Musik wurde in der ganzen Welt aufgeführt, und er hielt zahlreiche Auszeichnungen für sein Werk.

Er starb am 23. Januar 1981 in New York.



Quellenangaben:

https://www.berlinerfestspiele.de/de/berliner-festspiele/programm/bfs-kuenstler/bfs_kuenstler_detail_49280.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Samuel_Barber

https://de.wikipedia.org/wiki/Adagio_for_Strings

https://www.swr.de/swr2/musik-klassik/musikstueck-der-woche/article-swr-16302.html

Pogue/Speck: Klassik für Dummies, Bonn, ITP, 1998, ISBN 3-8266-2784-9


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Kommentare: 1
  • #1

    Monika Aebi (Dienstag, 25 Mai 2021 18:27)

    Auch wunderbar in der Fassung als Agnus Dei für Chor!