Dreizehn junge Erwachsene haben den Versuch gewagt! Ist Schreiben wirklich eine solch geheimnisvolle Sache? Hat nicht jeder gerne in seiner Kindheit Geschichten gehört und in seiner Fantasie eigene Storys zusammengesponnen? Haben wir unsere Freude, unsere Neugier an spannenden und aufregenden Geschichten mit zunehmendem Alter verloren? Welche Regeln gilt es einzuhalten, wenn wir unsere Ideen zu Papier bringen wollen?
Meine Klasse des Berufsvorbereitenden Schuljahres hat sich auf einen Schreibversuch eingelassen und spannende Ergebnisse zu Papier gebracht.
In meinem Schreib-und Leseunterricht ist es mir ein sehr grosses Anliegen, dass nicht nur mit Sachtexten gearbeitet wird. Ich versuche in jedem Schuljahr aufs Neue, den Lernenden das Tor zur Belletristik einen Spalt weit zu öffnen und habe eine grosse Klassenbibliothek mit über dreihundert Titeln, vorwiegend Geschichten für junge Erwachsene.
Damit auch das Schreiben nicht zu kurz kommt, haben wir uns vor den Frühlingsferien ins Genre der Kurzgeschichten vertieft, ihre Form, den Aufbau und die Sprache analysiert und anschliessen in drei Gruppen als Teamwork je eine Short Story verfasst.
Das Zusammenarbeiten bei einem literarischen Text stellte dabei eine sehr grosse Herausforderung dar, doch innerhalb von zwei Wochen waren die Geschichten entworfen, überarbeitet und lektoriert.
Mit diesem Vorwissen verfasste jeder Lernende / jede Lernende nach den Ferien eine eigene Kurzgeschichte. Die grösste Geduld erforderte dabei das immerwährende Auseinandersetzen mit dem eigenen Text, der scheinbar doch schon fertig war. («To write is human, to edit is divine» - Stephen King) Mit zahlreichen Redigierungs-Hilfen erlangten die Geschichten so ihre endgültige Form.
Bei epubli in Berlin (der Druckerei meiner eigenen Romane) erhielten die Texte ihre Buchform, sodass alle Lernenden zwei Wochen
später ihr erstes eigenes Buch in den Händen halten konnten. Die Freude und der Stolz über das Ergebnis war ihnen ins Gesicht geschrieben. Unser Projekt war damit aber noch nicht
abgeschlossen.
In einem Book-Slam haben die Lernenden in Gruppen ihr Buch vorgestellt und die Zuschauer auf den Inhalt neugierig gemacht. Und mit einer Lesung konnten die Short Storys auch anderen Schulklassen zugänglich gemacht werden. Es war ein spezielles Gefühl, die eigene Geschichte einer Zuhörerschaft zu präsentieren.
Trotz der vielen Mühen und Stolpersteinen hatten wir einen Riesenspass an dieser Arbeit und konnten auf verschiedenen Ebenen sehr viel davon profitieren.
Für mich und für die Lernenden war dieses Projekt eine sehr wertvolle Erfahrung, die wir bestimmt nicht so schnell vergessen werden. Auch mit der nächsten Klasse werde ich auf dieses Wagnis eingehen - und es vielleicht sogar noch ausbauen - warum nicht ein Roman?
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